Qualzuchten sind Tiere, bei denen durch an- oder weggezüchtete Gene genetische Defekte bzw. Schäden entstehen, die mit Leiden, Qualen, Schmerzen, Behinderungen und einer beeinträchtigten
Lebensqualität der Tiere einhergehen. Häufig werden sie dadurch auch in ihrem natürlichen Verhalten gestört. Sie sollten niemals gezüchtet bzw. deren Zucht (beispielsweise durch einem Kauf)
unterstützt werden.
Liest man sich folgende Beschreibungen durch, wird man merken, dass sich die Haltung dieser Tiere ebenfalls als schwierig erweist.
Folgende Farbmäuse gelten als Qualzuchten:
Rexmäuse, Langhaarmäuse, Angoramäuse, Lockenmäuse
All diese genannten Mäuse besitzen ein langes Fell. Sie werden im Zoohandel oder von Vermehrern auch Wollmäuse genannt. Meist sind die Tasthaare gewellt bzw. stark gebogen und
behindern somit den Tastsinn der Maus. Zudem können die Wimpern in die Augen und manchmal auch in die Nase wachsen, wodurch es u.a. aufgrund der Reizung zu (teilweise chronischen)
Augenentzündungen kommen kann, und schützen die Augen nicht optimal vor Fremdkörpern. Auch Hautirritationen können vorliegen, woraus ein vermehrtes Kratzen und kahle Stellen resultieren können.
Einige Mäuse entwickeln sich deshalb zu Kratzmäusen und sind zudem anfälliger für Krankheiten und Parasiten. Die Todesrate bei Jungen ist ebenfalls höher. Schutz vor Zugluft und niedrigen
Temperaturen ist bei diesen Tieren besonders wichtig.
Tanzmäuse
Tanzmäuse besitzen oft eine schwarz-weiße Fellzeichnung sowie einen schweren Schaden an
der Hirnanhangdrüse. Das hat körperliche Schäden zur Folge, u.a. einen Schaden im Innenohrraum, der sie, wie der Name schon sagt, "herumtänzeln" bzw. im Kreis drehen lässt. Sie sind besonders
lebhaft und unruhig, weisen aber Zwergwüchsigkeit auf, haben eine geringe Lebenserwartung und sind häufig krankheitsanfällig. Der Nachwuchs von Tanzmäusen ist nicht lebensfähig und wird tot
geboren. Meist sind Tanzmäuse nicht einmal mehr in der Lage, normal geradeaus zu laufen. Sie sind in ihrer Lebensweise also stark beeinträchtigt und stellen eine schwerwiegende Qualzucht
dar.
Nacktmäuse
Sie werden auch thymusaplastische oder athymische Mäuse genannt. Es handelt sich hierbei um einen Mutanten der Hausmaus. Durch einen Gendefekt besteht eine fehlende Körperbehaarung. Nacktmäuse
werden vor allem als Versuchstiere in der Forschung eingesetzt.
Aufgrund dem Fehlen des Fells, der Wimpern und z.T. der Tasthaare sind diese Tiere in ihrer Lebensweise stark eingeschränkt. Sie haben ein schwaches Immunsystem, was in der Forschung u.a. der
Einpflanzung von Tumoren zugute kommt, und müssen wärmer als ihre Artgenossen gehalten werden.
Bildquelle: Linda Bartlett (Photographer) [Public domain] via Wikimedia Commons
Manx-Mäuse (schwanzlose Mäuse)
Mäuse ohne Schwanz sind in ihrem Gleichgewichtssinn beeinträchtigt, wodurch sie beispielweise beim Balancieren und Klettern behindert werden. Zudem ist das sogenannte Schwanztrommeln, ein Teil
der Körpersprache, nicht mehr möglich.
Rote Mäuse mit schwarzen Augen, dem sogenannten Farbschlag Dominant Red mit dem Farballel Ay
Im Gegensatz zu Recessive Red mit dem Farballel e/e, das keine Qualzucht ist, aber von dem Farbschlag Dominant Red äußerlich nicht zu unterscheiden ist, weisen diese Mäuse eine durch das Gen
hervorgerufene Fettleibigkeit (Adipositas) auf, die man den Jungtieren noch nicht ansieht, die aber mit Erlangen des Erwachsenenalters beginnt und kaum konstant gehalten werden kann. Eine
Diät sollte allerdings nicht erfolgen, da Mangelerscheinungen und ein geschwächtes Immunsystem durch das Fehlen wichtiger Nährstoffe die Folge sein können. Darüber hinaus besteht bei diesen
Tieren oft Sterilität, und die Tumoranfälligkeit kann ebenfalls erhöht sein. Folgen des Übergewichts können (wie beim Menschen) Herz-Kreislauf-Probleme, Bewegungseinschränkung, Rheuma und
Kurzatmigkeit sein.
Betroffen sind ebenso die Farbschläge Cream, Fawn, Sable und Marten Sable. Bei ungünstiger Pigmentierung kann auch nur eine gelbe, hellbraune bis rotbraune Farbe sichtbar sein. Tiere, die nur teilweise mit diesen Farbtönen gescheckt/gefleckt sind, können ebenfalls betroffen sein.
Diese männliche Maus erreichte bereits in mittlerem Alter ein Gewicht von über 70 Gramm.
Eine kleine Abhilfe hinsichtlich der Ernährung von fettleibigen Mäusen findet sich hier.
Sonstige Farbmäuse, die niemals angeschafft werden sollten:
Bei diesen Mäusen, die fäschlicherweise von Massenvermehrern/Zooläden Sing- oder Pfeifmäuse genannt werden, handelt es sich um gewöhnliche Farbmäuse, die an einer
schweren Mycoplasmoseinfektion oder Atemwegserkrankung leiden und deren Immunsystem also beträchtlich geschwächt ist. Aufgrund der Lungenschäden kommt es zum typischen "Zwitschern" bzw.
"Pfeifen".